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Im Oktober 1999 kam eine neue Digitalkamera auf den Markt, die Nikon D 1 [ TD ]. Mit ihren digitalen Konkurrentinnen ist die D 1 nur bedingt zu vergleichen, denn außer deutlich besserer Auflösung und höchster Arbeitsgeschwindigkeit bietet sie vor allem das typische Handling und die Abmessungen einer analogen Spiegelreflexkamera. Und zwar einer, von der viele Fotografen träumen. Denn die D 1 ist digitales High-End auf der Basis von F100 und F5.
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Sie ist zur Zeit außerdem um etwa zwei Drittel günstiger als vergleichbare Kameras anderer Hersteller und um fast die Hälfte billiger als eine E 3 aus dem eigenen Hause. Damit macht sie die Grenze zwischen Profi- und Amateurmarkt etwas durchlässiger. Sicherlich wird sie mit einem Verkaufspreis von etwa 10000 DM einem relativ kleinen Käuferkreis vorbehalten bleiben. Dennoch hat die D 1 das Zeug dazu, für die Berufsfotografen eine Mittlerfunktion zwischen analoger und digitaler Fotografie zu erfüllen, ähnlich der F4, die zehn Jahre zuvor die konservativen Profis an Elektronik und Autofokus heranführte.
Die Versuchung, der D 1 bereits bei ihrem Erscheinen das Etikett des Klassikers anzuhängen, ist groß, weil sie konsequenter als jede digitale Kamera vor ihr für die Arbeitsweise der gestandenen ''herkömmlichen'' Fotografen konstruiert ist und gleichzeitig erstmals über eine Technik verfügt, die der analogen Fotografie Paroli bieten kann. Von vorne ist sie auf den ersten Blick kaum von einer F100 zu unterscheiden. Vielleicht wird sie genau deshalb einmal als die Kamera gelten, die den Übergang von der analogen zur Digitalfotografie markiert: Weil mit ihr die vielen mehr oder weniger sinnvollen Versuche, Digitalkameras ergonomisch anders zu konstruieren als ihre analogen Vorläufer, endgültig aufgegeben wurden.
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Betrachtet man die Kamera genauer, fällt auch von vorne schnell auf, daß es Unterschiede gibt. Der an der F100 abnehmbare Batteriehandgriff ist in das Gehäuse der D 1 fest integriert. Die Rückseite macht endgültig klar, mit welcher Technologie hier gearbeitet wird: Links neben der Autofokus-Meßfeldwählscheibe ist ein TFT- Display zu sehen und eine Klappe zum Einlegen des Films existiert nicht mehr. Dafür besitzt die D 1 ein weiteres LCD-Feld auf der Rückseite - wie die F5. Wer eine F100 und eine D 1 zur Hand nimmt, wird außerdem das höhere Gewicht und die etwas größeren Abmessungen bemerken. Das Gehäuse der D 1 wiegt, ohne Akku, etwa 300 g mehr als die F100, ca. 1100 g. Das ist immer noch weniger als das Gewicht einer F5.
So gut wie alles, was die F5 und die F100 auszeichnet, ist auch in der D 1 zu finden. Ihr Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist äußerst robust; der Autofokus wird vom superschnellen AF-Modul Multi-CAM 1300 angetrieben, das in beiden vorgenannten Kameras seinen Dienst versieht. Auch sonst hat die D 1 viel von den beiden konventionellen Nikon Topmodellen übernommen. Der Sucher kommt mehr oder weniger von der F100, jedoch ist ein Okularverschluß eingebaut.
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Die Farbmatrix-Belichtungsmessung erfolgt wie bei der F5 mittels 1005-Pixel-RGB-Sensor. Die Belichtungsbetriebsarten entsprechen dem, was Nikon seinen modernen Kameras mitgibt: Programmautomatik mit Shift-Möglichkeit (P), Zeit- (A) und Blendenautomatik (S) sowie manueller Belichtungsabgleich (M) sind möglich. Verschlußzeit und Blendenöffnung sind in halben oder Drittelstufen wählbar. Belichtungskorrekturen können in denselben Abstufungen von -5 bis +5 LW erfolgen.
Die Sucheranzeigen informieren umfassend über Fokus, Verschlußzeit, Blende, gewählte Belichtungsbetriebsart, das gewählte Meßsystem (mittenbetonte, 3-D-Farbmatrix- oder Spotmessung), Bildzähler und Blitzbereitschaft. Außerdem wird bei Bedarf eine elektronische Analoganzeige eingeblendet.
Die D 1 besitzt standesgemäß fünf AF-Meßfelder und verfügt über Einzel-AF (S), automatische Schärfennachführung (C) und manuelle Schärfeneinstellung. Die Schärfennachführung reagiert in P, S und A auf bewegte Motive. Der Fokussiervorgang startet in den Automatikprogrammen mit demjenigen AF-Meßfeld, das der CPU die nächstliegenden Objekte meldet. Die Schärfe wird bei bewegten Motiven in allen Automatiken nachgeführt. Ein gefundener AF-Meßwert bleibt fixiert, solange der zweistufige Auslöser sacht angetippt oder die kombinierte AF-L/AE-L-Taste gedrückt bleibt.
Man sieht, wie eng das Konzept der D 1 an die beiden analogen Vorbilder angelehnt ist. Die Vorteile für Fotografen liegen auf der Hand. Sie müssen sich beim Wechsel zur neuen Technologie nicht mehr wesentlich umgewöhnen oder können ohne Umstellung je nach Aufgabe dem einen oder anderen Medium den Vorzug geben. Die Digitaltechnik der D 1 läßt jedoch nicht mehr viele Wünsche offen, die nach einer konventionellen Kamera verlangen.
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