Das APS-System
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Das Advanced Photo System wurde Ende April 1996 von fünf großen Herstellern aus der Photobranche gemeinsam vorgestellt:
Kodak, Fuji, Canon, Minolta und Nikon.

Doch warum überhaupt ein neues Filmformat? Die Kleinbildkamera war doch längst akzeptiert, der Markt boomte, fotografieren wurde immer billiger und immer mehr Menschen machten weltweit immer mehr Fotos? Aus der Sicht eines unbedarften Fotoamateurs bestand kein Anlaß, etwas zu ändern. Die Marktstrategen sahen das anders. Der Verkauf von Kleinbldkameras und von Filmen stagnierte seit Ende der Achtziger Jahre. Auf hohem Niveau - aber die Zahlen wuchsen nicht so recht. Beinahe jeder Haushalt verfügte inzwischen über eine Kamera, Filme wurden gekauft wie eh und je, aber selbst die immer günstigeren Farbprints für 29 Pfennig und darunter ließen den Konsum nicht mehr wachsen.

APS Filmpatrone

Hinzu kam von ferne das Gespenst der Digitalen Fotografie. Bald, so die Angstvorstellung der Branche, würde niemand mehr einen Film belichten - nur noch Speicherkarten mit Bits und Bytes füllen und die Laborarbeit am heimischen PC erledigen: schneller, sauberer, individueller. Es ging also darum, der klassischen Fotografie nochmal auf die Sprünge zu helfen. Ihr noch einmal einen neuen Impuls zu geben. Kein leichtes Unterfangen, denn es ging ihr ja eigentlich gut. Wo - in welchem Segment - ließ der Markt sich noch erweitern? Das war die Frage.


Die Antwort lautete: In erster Linie bei den Gelegenheitsfotografen, genauer, denjenigen, die wohl gerne gelegentlich ein Bild knipsen würden, aber vor dem Aufwand zurückschrecken, den ein ''gutes Foto'' verlangt. Ein gutes Foto - das ist jenes, auf dem die Verwandschaft durch den Automatikblitz nicht ausgebleicht wird, auf dem der Urlaubsstrand weder unter- noch überbelichtet ist und vor allem jenes, das überhaupt entsteht. Ein gutes Foto erfordert also die vorsorgliche Ausschaltung jedes erdenklichen Störfaktors beim Fotografieren, vom Filmeinlegen bis zur Bildernachbestellung.

Tatsächlich bietet APS gegenüber dem konventionellen Kleinbildfilm wesentliche Vorteile:

kleinere, leichtere Kameras und Objektive dank eines kleineren Filmformates
leichtere Handhabung beim Filmeinlegen, die Filmpatrone wird wie eine Batterie in die Kamera geschoben, alles weitere geschieht automatisch
Wahl zwischen drei unterschiedlichen Bildformaten
sichere Filmaufbewahrung; der entwickelte Film kommt in der Patrone zum Kunden zurück und verbleibt dort, vor Staub, Licht und Fingerabdrücken geschützt
die Kamera speichert wichtige Belichtungsdaten auf den Magnetstreifen des Films. Das Labor kann anhand der Daten zu Blitzlichteinsatz, Gegenlichtsituation, Farbtemperatur etc. die Qualität des Abzugs verbessern
bequemeres Bestellen von Abzügen: gleich nach der Aufnahme kann auf dem Magnetstreifen des Films die gewünschte Anzahl der Abzüge einer Aufnahme angegeben werden
leichtere Nachbestellung durch Ermitteln der Bildnummer auf dem Index Print und automatisches Wiederfinden des entsprechenden Negativs im Labor
gleichmäßigere Ergebnisse bei Erst- und Nachbestellung dank der auf dem Film gespeicherten Daten

Die Liste ließe sich fortführen. Obendrein sind die möglichen Vorteile der elektronischen Kommunikation zwischen Kamera und Laborprinter vermutlich noch gar nicht alle realisiert.

APS Bildformate

Allerdings gibt es gegenüber dem Kleinbild-Film auch einige Nachteile des Advanced-Photo-Systems. Der unter Qualitäts-aspekten bedeutsamste ist das kleinere Negativformat von nur 16,7x30,2 mm, das dazu führt, daß Bilder stärker vergrößert werden müssen, um gleich groß zu erscheinen wie vom Kleinbildfilm. Im Vergleich bringt der APS-Film nur 60% der Auflösung des KB-Films! Die Filmhersteller versprachen, diesen Nachteil durch Entwicklung besserer Filmemulsionen zu kompensieren. Aber da besseres Material über kurz oder lang auch im KB-Format erhältlich ist, bleibt der relative Nachteil des APS-Formates weiterhin bestehen.

APS-Filme sind teurer. Etwa ein Drittel mehr muß man für die gleiche Anzahl an Bildern bezahlen. Von den drei an vielen APS-Kameras vorwählbaren Filmformaten nutzt nur eines, das ''Vollformat''-Format, den Film wirklich aus. Die beiden anderen Formate entstehen im Labor durch Weglassen der Bildinformation der Seiten links/rechts ''Classic'' oder oben/unten ''Panorama'' beim Vergrößern. Der Film-Magnetstreifen speichert das an der Kamera gewählte Wunschformat zu jeder Aufnahme, der Printer liest es ab und der Abzug wird auf entsprechend beschnittenem Fotopapier hergestellt.

APS Filmpatrone

Ein weiterer Nachteil war, daß bei der Einführung des neuen Systems 1996 drei Jahre lang ausschließlich Farbnegativfilme erhältlich waren. Erst 1998 kamen die ersten S/W- Negativfilme, und erst im Sommer 1999 kündigte Fuji einen Diafilm an. Mit vorhandenem Equipment lassen sich APS-Filme nicht nutzen -was in den Augen der Industrie allerdings wahrscheinlich kein Nachteil ist.

Insgesamt hat das Advanced Photo System die Hoffnungen der Industrie erfüllt. Etwa 20 % am Umsatz sollte APS bis zum Jahr 2000 erobern, prognostizierte eine Agfa-Studie Ende 1995 und das scheint es 1999 fast geschafft zu haben, vergleicht man die ausgestellten Produkte im Foto-Geschäft. Die Kunden haben APS akzeptiert, trotz höherer Peise für Filme und Verarbeitung. Denn die Vorteile, die das neue System versprach, bietet es tatsächlich. Damit wird es weniger zu einer prinzipiellen Alternative für den Kleinbildfilm, sondern eher zu einer Ergänzung im Programm der Hersteller und Händler, die in Form von APS dem geneigten Kunden ein System anbieten können, mit dem er so vollautomatisch wie noch nie technisch so gute Resultate erzielt wie wohl ebenfalls nie zuvor.

Nikon, von Anfang an dabei, stellte sich mit zwei getrennten Produktlinien auf die erwartete Käufergruppe ein. Zum einen produziert Nikon die APS-Sucherkameras der Nuvis-Serie. Zum anderen entschloß man sich bei Nikon, auch dem Fotografen, der sich für das Advanced Photo System interessiert, hochwertige Spiegelreflexkameras anzubieten. Man ging dabei von der Überlegung aus, daß eine Kombination der Vorteile des APS-Formats mit jenen der Spiegelreflexfotografie ein interessiertes Publikum finden würde. Das war insofern riskant, als die klassische Zielgruppe für SLR-Fotografie zu einem unbekannten und vermutlich nur kleinen Teil mit derjenigen übereinstimmte, für die APS entwickelt wurde. Doch eine ausgewogene Mischung aus vollautomatischer Unbeschwertheit und weitgehenden Beeinflussungsmöglichkeiten würde Käufer finden, dachte man in den Entwicklungsabteilungen. Die Verkaufszahlen der letzten Jahre sprechen für diese Annahme. Im folgenden soll die kleine, aber feine Spiegelreflex-Serie für das Advanced Photo System, die Nikon aufgrund dieser Überlegungen auf den Markt brachte, näher vorgestellt werden.

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