1. Die Synchronzeit
Moderne Elektronenblitzgeräte, von Studioblitzanlagen einmal abgesehen, kommen selbst bei voller Leistung bloß auf eine maximale Leuchtzeit von ca. 1/1000 Sek. Der Blitz kann bei einem Schlitzverschluß also nur dann gezündet werden, wenn das erste Rollo bereits am Ende angekommen ist und sich das zweite Rollo noch in Wartestellung befindet. Bei der Nikon F z.B. benötigt das Rollo dazu 12 ms. Rechnet man dazu 0,5 ms Toleranz und 1 ms Blitzdauer, ergeben sich ca. 14 ms zwischen Anfang der Belichtung und frühestmöglichem Startzeitpunkt des zweiten Verschlußvorhangs. Daher muß die kürzeste X-Synchronzeit länger als 14 ms sein. Bei 1/60 Sek. (entsprechend 16,6 ms) ist das der Fall. Wie präzise der Verschluß bei 1/250 Sek. (4 ms) Synchronzeit arbeiten muß, kann man sich leicht vorstellen.
2. Schlitzbreite
Bei der Belichtung findet an den beiden Rollokanten eine Beugung des Lichtes statt, die, genau wie an den Blendenlamellen im Objektiv, eine Unschärfe bewirken kann. Je schmaler der Schlitz ist, desto größer der Anteil der Beugungsunschärfe. Bei der FE2 ist bei 1/4000 Sek. Belichtungszeit der Rolloschlitz ca. 2 mm breit und die Beugungsunschärfe noch in einem tolerierbaren Rahmen. Würde der Schlitz bei einer F für eine Belichtungszeit von 1/4000 Sek. verkleinert, dürfte dieser nur 0,75 mm breit sein. Der Anteil der Beugungsunschärfe wäre so hoch, daß das Negativ trotz der kurzen Belichtungszeit unscharf ausfiele.
3. Bildverzerrung
Fotografiert man ein bewegtes Objekt, legt dieses während des Verschlußablaufs eine gewisse Geschwindigkeit zurück. Ein Beispiel: ein Motorrad fährt mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h. Wird es von einem seitlichen Standpunkt aus mit einer Nikon F und 1/1000 Sek. Belichtungszeit aufgenommen, legt das Motorrad während der 12 ms Verschlußablauf eine Strecke von gut 30 cm zurück. Nicht viel auf den ersten Blick. Richtig, in der normalen Fotografie kommt dieser Faktor auch kaum zum Tragen. Doch in gewissen Situationen, beispielsweise einem fliegenden Fußball, der mit einem extremen Teleobjektiv aufgenommen wird, kann sich dieser Effekt schon bemerkbar machen. Bewegungen gegen die Ablaufrichtung des Verschlusses ergeben eine Stauchung, Bewegungen mit dem Verschlußablauf eine Dehnung des Motivs.
Was bringt uns nun die Zukunft im Verschlußbau? Noch höhere Verschlußgeschwindigkeiten als die von Minoltas Spitzenkameras erzielte 1/12000 Sek. scheinen mit mechanischen Verschlüssen kaum mehr erreichbar zu sein. Eine denkbare Lösung könnten elektronische Verschlüsse auf LCD-Basis bieten, jedenfalls dürfte man nicht nur bei Nikon an dieser Technik arbeiten. Bei einem solchen Verschluß tritt eine Flüssigkristall-Platte an die Stelle der Rollos, die bei Ansteuerung im Bruchteil einer Sekunde den Film zur Belichtung freigibt bzw. sperrt.
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